Gesagt, getan: Per Vitamin B mietet George Mikolajew ein kleines Ladenlokal an der Bahnhofstraße. Ein Ergebnis der ersten Ortsbesichtigung: Für eine Teestube fehlen die passenden Wasseranschlüsse. Aber eine Boutique, das passt. In „Georgies Boutique 68“ kaufen von nun an viele der jungen Leute ihre Klamotten, die sich im häuslichen Streit um das rebellische Outfit durchsetzen. So ganz nebenbei wird die Boutique aber auch zum Szenetreffpunkt, wo über die neueste LP der Stones diskutiert oder Eindrücke von Reisen in die Zentren der Revolte wie Paris, London, Berlin und Amsterdam ausgetauscht werden. George Mikolajew selbst fährt allwöchentlich mit dem Zug nach Amsterdam, um ausreichenden Nachschub an Kleidung einzukaufen und – schwer bepackt mit Koffern und Rucksack - zurück gen Nordhorn zu schaffen.
Bald wird die Boutique zu klein.1970 zieht „Georgies Boutique“ an den Stadtring. Aus einer kleinen Plattenecke, in der George vor allem die Langspielplatten der Bands verkauft, die er selbst gut findet, wird nach Anmietung eines Nachbarlokals ein ganzer Plattenladen. Seine Favoriten bis heute: Bob Dylan, die Rolling Stones und die holländischen Blueser von „Cuby & The Blizzards“. In der Boutique gibt es nun Artikel wie weite Batikgewänder im Indien-Look, Räucherstäbchen, Sandalen und Silberschmuck, die George von Indien- und Goareisen mit nach Nordhorn bringt. Ab Mitte der 70er Jahre verkauft er viele der Underground-Comics und Bücher aus alternativen Verlagen, die im regulären Buchhandel kaum zu bekommen sind. Manch ein Werk wie die Biographie „Wie alles anfing“ des Ex-Terroristen Bommi Baumann wird nach zeitweiligem Verbot im Zuge der RAF-Fahndungshysterie schon mal unter der Ladentheke verkauft.
Zu Beginn der 80er Jahre erreichen Punk und New Wave die Nordhorner Provinz. Neben den Rolling Stones gibt es nun The Cure und U2 auf CD, neben Jeans und Palästinensertuch schwarzes Waver-Outfit und Schimanski-Jacken. Zeitweise vertreibt George exklusiv die Harley Davidson-Kollektion. Er handelt mit Schallplattenzubehör, mit Postern, mit Heavy-Metal Insignien.
Sein Laden wird zur Anlaufstelle für Konzertbesucher. Heute gibt es bei George die Karten für (fast) alle Rock- und Popkonzerte und Festivals wie „Rock am Ring“. Zudem reagiert er mit dem Aufstocken seines Angebots an hochwertig gepressten Vinyl-Schallplatten erfolgreich auf die jüngste Retrowelle im Musikmarkt.

So ist „Georgies Boutique“ wie „Georgies LP&CD-Laden“ seit vierzig Jahren ein Treffpunkt und Szeneladen mit einem ganz besonderen Flair. George Mikolajew sei’s gedankt!